Emma, Rügen und Wir
Letztes Wochenende zog das Sturmtief Emma über Deutschland hinweg, woraufhin der Fischmarkt in Hamburg abgesagt wurde. Also dachten sich Jennifer und ich, wenn der Fisch schon nicht in unsere Hansestadt kommt, dann fahren wir eben zum Fisch. Egal wie man es dreht und wendet, er kommt uns nicht davon. Zugegebenermaßen hatten wir schon seit längerer Zeit ein Hotelzimmer auf Rügen gebucht. Dann wollten wir uns von solch einem kleinen Sturmtief auch nicht davon abhalten lassen unseren wohlverdienten Kurzurlaub anzutreten. Gedacht, getan - und es war wirklich schön auf der Insel. Keine Ahnung ob ich mittlerweile das Norddeutsche Wetter soweit gewohnt bin, dass ich schon denke dass Sturm, Wind und Regen zu einem gelungenen Strandaufenthalt dazu gehören, oder ob ich einfach fasziniert war von der rauhen Natur. Auf jeden Fall hat Rügen sehr viel zu bieten und noch viel mehr zu entdecken. Das Bild rechts oben entstand auf einem unserer Streifzüge durch einen der Nationalparks, wo wir nach gekonntem Abstieg zum Strand ein wunderschönes Panorama auf den Kreidefelsen hatten. Dieses Panorama inspirierte schon Caspar David Friedrich und ist wohl durch sein Gemälde weltberühmt geworden. Was ich noch sehr faszinierend fand, war dass Rügen schon in der Zeit des dritten Reichs als Erholungsstätte sehr bekannt war. Unter Hitlers Führung sollte an der Ostseite der Insel ein riesiges Seebad entstehen und zwischen 1935 und 1939 wurde dort der Koloss von Prora errichtet. Das ist ein (in 8 Blöcke eingeteiltes) Gebäude von 4,5 km Länge. Es sollte einmal 20.000 Urlaubern als Ferienunterkunft dienen, wurde allerdings wegen des Beginns des zweiten Weltkriegs nie fertiggestellt. Heute stehen noch die leerstehenden Skelette dieses Monstrums auf der Insel und niemand weiß so recht was man damit anfangen soll. Es ist schon ein beeindruckender, stiller Zeitzeuge und ich bin froh auch diesen Teil der Insel gesehen zu haben. Am Sonntag führte unser Heimweg uns durch Stralsund - einmal die zweitwichtigste Hansestadt nach Lübeck. Dieses Städtchen hat viele kleine Gassen und schmucke Häuserreihen und erinnert auch sehr an Lübeck. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass sich nach dem zweiten Weltkrieg die Wege der beiden Städte trennten und Stralsund in der DDR nicht die nötige Aufmerksamkeit bekam. So sind heute schon sehr viele alte Gebäude dem Einstürzen nahe und auch sehr viele Gassen machen einen recht verlassenen Eindruck. Aber nachdem die Stadt 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, werden viele schon längst notwendige Renovierungsarbeiten durchgeführt. Momentan ist vieles in der Stadt in der Schwebe zwischen alten schmucken Häusern und einsturzgefährdeten Ruinen. Es ist eine Stadt der man den Zahn der Zeit ansieht und er steht ihr sogar ganz gut.